Impuls der Woche - Sinnvolle Kriege

Angesichts des Ukrainekrieges drängt sich die Frage auf: Wie sinnvoll sind Kriege? Wenn wir die militärischen Misserfolge in Afghanistan, Syrien, Irak und manch anderen Ländern anschauen wird deutlich: Krieg führt nie zu einer Lösung, da tausende, zehntausende oder gar hunderttausende Menschen Tote und Verletzte das Schlachtfeld begleiten. Die materiellen Schäden und die Milliarden von Militärausgaben noch gar nicht angesprochen.

Wer will angesichts solcher Tatsachen behaupten, der Einsatz von Waffen sei vernünftig oder gar effizient?

Krieg

Foto ab Vorlage, IBB 2023

Das Bild zeigt jene denkwürdige Begegnung zwischen dem hl. Franz von Assisi mit dem muslimischen Herrscher Sultan Al-Kamil im Jahr 1219. Franziskus wollte mit einer Missionsreise nach Ägypten Frieden schaffen und den Sultan zum Christentum bekehren. Beides gelang nicht, dennoch trennten sich Franz und der Sultan in großem Respekt und gegenseitig inspiriert wieder voneinander.

Br. Markus Fuhrmann, OFM schreibt: „100.000.000.000,- EURO. Eine 1 mit 11 Nullen. Das ist eine Summe, die sich auf den ersten Blick kaum erfassen lässt. In kürzester Zeit veränderten sich durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine nicht nur die Grundkonstanten deutscher Außen- und Sicherheitspolitik, sondern auch die Bereitschaft, einen bislang unvorstellbaren Geldbetrag für die militärische Verteidigungsbereitschaft des Landes zu investieren. Politik und Gesellschaft sind ernüchtert aufgewacht in einer Welt, in der Freiheit massiver als bislang verteidigt und eine neue geostrategische Ordnung erst einmal entwickelt werden muss.

Bedeutet dies, dass alle Bemühungen der vergangenen Jahrzehnte um Frieden und Abrüstung, um politische Annäherung konkurrierender Machtblöcke und Völkerverständigung umsonst oder womöglich ein Irrweg waren? – Ich denke: Nein!“

In einem Brief von Pax Christi Deutschland heißt es: „Der Krieg ist durch nichts zu rechtfertigen und tritt das Völkerrecht mit Füssen. Die russische Regierung isoliert sich selbst damit und fügt der Ukraine, aber auch Russland schweren Schaden zu“. Im Geiste des franziskanischen Friedensverständnisses schreiben sie weiter: „Wir halten fest an der Option für die Gewaltfreiheit. „Die Vision, für die wir uns einsetzen, steht für eine Welt ohne Gewalt und Waffen. Gerade jetzt ist es uns wichtig, uns dieser Grundfesten unserer Bewegung zu vergewissern“.

Nach franziskanischem Verständnis gilt es an dem Prinzip der Gewaltfreiheit - auch im Falle der Ukraine - festzuhalten. Waffenlieferungen verlängern den Krieg. Auch wenn eine solche Auffassung zu persönlichen verbalen und körperlichen Attacken führen kann. Es ist eine Tatsache, dass Frieden nur dort möglich ist, wo Gerechtigkeit und wechselseitiges Vertrauen herrschen.  Eine Alternative ist, neben allen diplomatischen Bemühungen, die gewaltfreie Verteidigung. (Fortsetzung im nächsten Impuls).

Gebet um Frieden und Verantwortung für die Welt

Dein Name, Herr, ist Leben, Friede, Schalom und Salam.
Dieser Name sei genannt und gepriesen von allen.
Mit allen, die diesen Namen kennen, bitten wir um Frieden
für die Nahen und um Frieden für die Fernen.
Um Frieden in den Herzen, Frieden in allen Zelten, Häusern und Palästen.

Um Frieden zwischen den Religionen und Kulturen.

Um Frieden für die Schöpfung, die seufzt.

Zeige allen, wer du in Wahrheit bist.

Mache uns zu einem Werkzeug deines Friedens

Hermann Schalück, OFM Gotteslob 20,3


 Gewaltfreie Verteidigung

 Papst Franziskus betont deutlich, dass das Ethos der Gewaltfreiheit zu einem christlichen Lebensstil gehört.

„Der Krieg zerstört, was er zu verteidigen vorgibt“, so Pax Christi in der Zeit des Kalten Krieges. Der Journalist Matthias Dobrinski formuliert es folgendermaßen: Der Abwehrkampf der Ukraine „zerfetzt jeden Tag Leben, zerstört Heimaten, gebiert Hass und Nationalismus. Seinetwegen wächst der Hunger in der Welt, stockt der Kampf gegen Erderwärmung, frisst die Aufrüstung Geld, das die Armen bräuchten“.

wolf
Foto ab Vorlage IBB 2023, Die Geschichte vom Wolf von Gubbio, steht exemplarisch für das Friedensverständnis aus franziskanischer Sicht. Aus der Perspektive des Heiligen Franziskus ist Frieden und Versöhnung immer und zu jeder Zeit an jedem Ort möglich. Bronzeskulptur von Bruder Laurentius Englisch ofm im Franziskanerkloster in Vossenack. Bild von Bruder Wolfgang Mauritz.

Mit seinem Friedensverständnis stellt sich Franziskus gegen das kirchliche Denken seiner Zeit, das geprägt war vom Aufruf zum Kreuzzug. Ansonsten äußerst kirchentreu, widersetzt sich Franziskus den päpstlichen Anordnungen, die er als nicht evangeliumsgemäß erkennt. Und das, obwohl P. Innozenz III. in seinem Kreuzzugsbrief „Quia maior“ von 1213 geschrieben hatte: „So sollen (sie) wissen, dass jeder, der in dieser Stunde der Not seinem Erlöser den Dienst verweigert, sich schwer verschuldigt und schwer zu beschuldigen ist.“

Das Handeln von Franziskus zielt auf Versöhnung. Es gelingt ihm in verschiedenen Situationen, Frieden zwischen verfeindeten Parteien zu stiften (vgl. Fior 11; Fior 21; 1/2 C 37; 1/2 C 108). Die eindrucksvollste Erzählung diesbezüglich ist die Geschichte vom Wolf von Gubbio. In den Sonnengesang fügt er die Strophe von Frieden und Versöhnung ein (Sonn 11). Vgl. Br.Stefan Federbusch, OFM, Haltung und Handlung: Frieden. Elemente franziskanischer Spiritualität.

 

Das Konzept der gewaltfreien Verteidigung ist nicht neu. Bereits gegen Ende des 19.Jahrhunderts plädierte Bertha von Suttner in ihrem pazifistischen Roman „Die Waffen nieder“ für diese Idee und bekam dafür als erste Frau 1905 den Friedensnobelpreis. Bei der gewaltfreien Verteidigung geht es darum: Nicht – Kooperation mit dem Feind, d.h. nicht gehorchen, nicht anerkennen, nicht zusammenzuarbeiten. Das Leben wird dem Feind schwergemacht.

Die beiden englischen Forscher Eric Chenoweth und Maria Stefan haben weltweit 232 Konflikte untersucht. Die Hälfte der gewaltfreien Widerstände war erfolgreich – jedoch nur ein Viertel der bewaffneten Aufstände. „Es gab bei Gewaltfreiheit insgesamt weniger Opfer. Die Konflikte dauerten kürzer. Sie führten langfristig zu friedlichen und freiheitlichen Verhältnissen. Oder zwischen 1972 und 2002 wurden weltweit 67 autoritäre Regime beseitigt, davon mehr als 70% gewaltlos. (vgl. Walter Ludin,OFMCap, Gibt es sinnvolle Kriege? in Jahrbuch 2024 Sinn(e), Franziskuskalender, herausgegeben von den Schweizer Kapuzinern).

Diese Beispiele zeigen gewaltfreie Verteidigung ist weder naiv noch blauäugig!

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

 

Uns bedrückt die eigene Vergangenheit,

das eigene Versagen und die Selbstgerechtigkeit,

die Verletzung der Biosphäre, unserer Mutter Erde

und die Wunden, die wir einander zugefügt haben

Schwer lasten auf unserem Volk die Erinnerungen

an Rassenhass, Kriege und Völkermord.

Die Gemeinschaft derer, die die Erinnerung an Jesus wachhält

und wie er Deinen Namen anruft,

trägt an der Schuld der Kleingläubigkeit, der Intoleranz,

des Verrates am Evangelium und an den Armen.

Gib uns allen die Chance eines neuen Anfangs.

Lass uns die Spiralen

der Vorurteile und der Gewalt durchbrechen.

Lehre uns, ohne Herablassung Vergebung zu schenken,

wo wir verletzt wurden,

lehre uns aber nicht weniger,

demütig um Vergebung zu bitten,

wo wir selber die Täter waren.

                                               (aus Hermann Schalück,ofm Vater unser 2010,in Tauwetter)

 

PACE E BENE! Frieden und alles Gute!

Br.Konrad,ofs (Bernd-Günter Barwitzki) Kontakt:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Termine und Veranstaltungen

Donnerstag, 14.9., 15.00 Uhr, Eucharistische Anbetung, St. Michael, anschl. Möglichkeit zum Glaubensgespräch im Franziskusraum.

Dienstag, 3.10., 11.00 Uhr, Tiersegnung, St. Elisabeth, Geradstetten

Samstag, 07.10., OFS-Wallfahrt nach Ellwangen. Thema: Auf dem Weg nach Greccio und zum guten P. Philipp.

Samstag, 21.10. Regionalkapitel, Ulm

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